im Fuschlsee, 450 – 630 n. Chr – eine archäeologische Rarität
»Der Packwerkbau im Fuschlsee gehört zu den bedeutendsten Denkmälern des angehenden Frühmittelalters im alpinen Raum. Seine unversehrte Erhaltung liegt wegen seiner geschichtlichen und kulturellen Bedeutung im öffentlichen Interesse.«
Zitat aus dem Bescheid des Bundesdenkmalamtes vom 12. März 1998
Packwerkbauten dienten dem Schutz von Mensch, Tier und Nahrung
Es handelt sich um Überreste von pfahlbauartigen Gebäuden, sogenannten Packwerkbauten, die nach 450 – 630 n. Chr. in der Uferzone unmittelbar vor dem heutigen Schloss Fuschl von romanischen Siedlern errichtet wurden. Diese Packwerkbauten standen wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Fischfang am Fuschlsee. Sie belegen, dass damals eine Siedlungstätigkeit am See stattfand.
Die Reste der sogenannten Packwerkbauten erstrecken sich über ein Ufergebiet der Gemeinde Hof bei Salzburg und über ein angrenzendes Seegebiet der Gemeinde Fuschl am See. Der Zweck des Packwerkes war vermutlich der Schutz von Mensch, Vieh und Lebensmittelvorräten vor wilden Tieren und Räubern. Nach den Gutachten von Sachverständigern fehlen in Österreich und in Bayern vergleichbare Wasserbauten.
In den Jahren 1871/72 entdeckte der Wiener Jurist Dr. Matthäus Much (1832 – 1909), der auch wegen seiner Pfahlbauforschungen als erfolgreicher Archäologe galt, diese Insel mit einem Durchmesser von etwa 50 m, die eindeutig von Menschenhand geschaffen wurde. Sie liegt ca. 250 m westlich des Schlosses Fuschl am östlichen Ende des Golfplatzes.
Nach der Bauweise bezeichnete er sie als Packwerkbau, weil er feststellte, dass die Insel aus abwechselnd übereinander folgenden Lagen aus Ästen von Nadelbäumen (mit den Stängeln nach außen gerichtet) und Lehm bzw. Erdschichten errichtet worden war. Damals war sie durch einen schmalen Kanal vom Land getrennt, der heute noch teilweise erkennbar ist. Sie ist, wie zur Zeit ihrer Entdeckung, mit Bäumen und Sträuchern bewachsen. Es war Dr. Much damals nicht möglich, eine Bestimmung der Errichtungszeit vorzunehmen.
Insel von Menschenhand zwischen 460 und 640 n. Chr. im Fuschelsee gebaut
Das Bundesdenkmalamt führte 1972 eine eingehende Erforschung des Packwerkbaues und seiner Umgebung durch. Die Radiokarbonmethode ergab, dass die Errichtung der Insel in die Zeit zwischen 460 und 640 n. Chr. fällt. Diese Datierung lässt vermuten, dass die Insel nach dem Ende der Römerzeit und noch vor der bayerischen Besiedlung von einer im Land verbliebenen, kleinen romanischen Bevölkerungsgruppe errichtet wurde.
Verwendete Quellen und Literatur:
Gschwandtner, Martin: »Eine künstliche Insel im Fuschlsee – eine archäologische Rarität, in: »Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde«, 156. Vereinsjahr, Salzburg 2016.