Der letzte Scharfrichter* von Salzburg

In seiner langen Amtszeit (1757 – 1817) führte Franz Josef Wohlmuth Tagebuch über seine Tätigkeiten.

Diesen Aufzeichnungen kann entnommen werden, wie oft der Scharfrichter mit Verurteilten aus dieser Gegend beschäftigt war: Acht Hinrichtungen mit dem Schwert, einmal Prügelstrafe, vier Personen mussten an den Pranger gestellt werden und viermal waren Leichen von Selbstmördern zu begraben. Dies geschah in einem Zeitraum von 60 Jahren. Es gab also relativ wenig Malefizfälle*.

Drei Hinrichtungsstätten im Gerichtsbezirk Wartenfels

Laut dem »Heimatbuch Thalgau« von Karl Haas gab es im Gerichtsbezirk Wartenfels drei Hinrichtungsstätten:

  • Unterhalb der Burg Wartenfels war der »Streitbühel«. Hier fanden Gerichtsverhandlungen statt und es wurden Urteile vollstreckt. Ein Bauernhof dort trägt heute noch diesen Namen.
  • Hoch am Thalgauberg steht der Hof Scherntann, dessen Name von Schörgentanne (oder Schergentanne) abgeleitet wurde. Am Weg hinauf sollen früher Marterl gestanden sein, die an Todeskandidaten erinnerten.
  • Todesurteile wurden auch im Dorf Thalgau, neben dem Bauernhof Herrenhub, vollstreckt. Die dortige Grundparzelle Nr. 175 heißt heute noch »Blutfeld«.

Taufpate von Joseph Mohr

Franz Joseph Wohlmuth war der Taufpate von Joseph Mohr, dem Schöpfer des Textes von »Stille Nacht! Heilige Nacht!«. Joseph Mohr wirkte von September 1827 bis Jänner 1828 als Vikariats-Provisor* in Hof. Eine Gedenktafel vor dem südlichen Eingang der Pfarrkirche erinnert an ihn.

*Erläuterungen:

Scharfrichter: Berufsbezeichnung für den Vollstrecker der Todesstrafe oder anderer Gerichtsurteile.

Malefiz: Schwerverbrechen gegen Leib und Leben (Mord, Totschlag, Notzucht, Zauberei) und gegen Eigentum (Raub bzw. Diebstahl und Brandstiftung)

R.D. Joseph Mohr = Referendissimus Dominus = Hochwürdigster Herr Joseph Mohr

Vikariat: Seelsorgestelle einer Mutterpfarre. Die Mutterpfarre von Hof war Thalgau.

Provisor: Seelsorger des Vikariats sowie eine dienstrechtliche Einstufung, die im Gegensatz zur Stellung eines Pfarrers die leichtere Versetzbarkeit ermöglichte.

Verwendete Quellen und Literatur:

Dopsch, Heinz/Spatzenegger, Hans (Hrsg.): »Geschichte Salzburgs«, Stadt und Land, Bd. I/2, Salzburg 1983.

Haas, Karl: »Thalgauer Heimatbuch«, 1. Aufl. Salzburg 1976.

Iglhauser, Bernhard: »Goldbrünnlein und Wettervogel«, Innsbruck 1994.

Putzer, Peter: »Das Salzburger Scharfrichter Tagebuch«, St. Johann im Pongau 1985.

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